Die Schilddrüse und ihr Einfluss auf Gewicht, Körper und Psyche

Die Schilddrüse ist, wie in unserem Basiswissen Schilddrüse Artikel erklärt, eine schmetterlingsförmige Drüse, die im Hals unterhalb des Kehlkopfes sitzt. Trotz ihrer geringen Grösse hat sie massgeblich Einfluss auf zahlreiche körperliche und psychische Funktionen. Bekannt ist zumeist, dass die Schilddrüse einen grossen Einfluss auf das Körpergewicht hat und Menschen mit einer Unterfunktion zu Übergewicht neigen und jene mit einer Überfunktion an Gewicht verlieren.

Menschen die jedoch wissentlich von einer Störung der Schilddrüse betroffen sind, merken am eigenen Körper, dass die Auswirkungen der Schilddrüsenhormone weittragender und vielschichtiger sind. Nicht nur unser Metabolismus sprich der Stoffwechsel wird von der Schilddrüse reguliert, sondern auch unser psychisches Wohlbefinden. Dabei wird wie beim Gewicht das komplette Spektrum zwischen Antriebslosigkeit/Depression bis hin zur Panikattacke abgedeckt. Wie du siehst, können Störungen der Schilddrüsenfunktion also weitreichende Konsequenzen haben. In diesem Artikel versuchen wir daher die verschiedenen Auswirkungen einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) und einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) auf Gewicht, Körper und Psyche zusammenzufassen.

Die Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)

Auswirkungen auf Gewicht und Körper

Generell kann man festhalten, dass eine Schilddrüsenunterfunktion zu einer Verlangsamung des Stoffwechsels führt. Dies bedeutet, dass der Körper weniger Kalorien verbrennt, was zu einer Gewichtszunahme führen kann. Verschiedene Studien zeigen, dass etwa 60% der – von einer Unterfunktion – Betroffenen von einer ungewollten Gewichtszunahme berichten. Natürlich hängt die Gewichtszunahme auch davon ab wie stark die Unterfunktion ausgeprägt ist und welchen «Lifestyle» die betroffene Person führt.

Dabei möchten wir noch erwähnen, dass der häufigste Grund einer Unterfunktion eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse namens Hashimoto-Thyreoiditis ist. Dabei greift das Immunsystem irrtümlich gesundes Schilddrüsengewebe an und zerstört dieses. Der Prozess läuft bei jeder betroffenen Person anders ab und zieht sich generell über Jahre hinweg bis es zu Symptomen kommt (oder auch nicht). Wenn wir aber von einem klassischen Fall mit entsprechend hohen Schilddrüsenantikörpern ausgehen, bleibt nach einer gewissen Zeit nicht ausreichend gesundes Schilddrüsengewebe übrig um die notwendige Menge an Schilddrüsenhormonen zu produzieren und es kommt dann folglich zur Unterfunktion. Wenn du genaueres zu Hashimoto erfahren möchtest, dann empfehlen wir dir unsere weiterführenden Artikel am Ende der Seite.

Neben der Gewichtszunahme gibt es noch weitere Auswirkungen eines Mangels an Schilddrüsenhormonen auf deinen Körper. Die Symptome können dabei von einem Kältegefühl über veränderte Blutwerte bis hin zu Änderungen an Haut und Haar reichen.

 

Körperliche Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion im Überblick

Infografik Symptome Schilddrüsenunterfunktion
  • Kälteempfinden: Der verlangsamte Stoffwechsel beeinträchtigt die Fähigkeit des Körpers Wärme zu erzeugen, womit man auf Kälte empfindlicher reagiert.
  • Haut und Haar: Vermehrter Haarausfall, trockene und blasse Haut, sowie brüchigere und dünnere Nägel können vorkommen.
  • Verdauung: Die Verdauung läuft langsamer ab und Betroffene können daher zu Verstopfung neigen.
  • Muskeln & Gelenke: Eine verlangsamte Zellregeneration und schlechtere Durchblutung können Muskelsteifheit, Krämpfe oder Gelenkschmerzen nach sich ziehen.
  • Herzschlag: Selbst der Herzschlag kann verlangsamt sein. Diesen Zustand nennt man Bradykardie und er kann mit Schwindel und Müdigkeit einhergehen.
  • Körperliche Leistung: Körperliche Schwäche und verminderte Leistungsfähigkeit können ebenso Folge einer Schilddrüsenunterfunktion sein.
  • Menstruationszyklus: Bei Frauen kann eine Schilddrüsenunterfunktion zu unregelmässigen oder stärkeren Menstruationsblutungen führen. Auch Fertilitätsprobleme lassen sich in manchen Fällen auf die Schilddrüse zurückführen.
  • Blutwerte: Last but not least beeinflusst die Schilddrüse eine Reihe an Laborparametern die über die Schilddrüsenhormone (TSH, fT3 und fT4) weit hinausgehen. Unter anderem können folgende Werte aufgrund einer Hypothyreose erhöht sein: Blutfette (Triglyceride), Cholesterin und vor allem LDL, Leberenzyme, Kreatinkinase (CK), Prolaktin, Langzeitzucker (HbA1c) normal oder leicht erhöht. Natrium wiederum kann erniedrigt sein. Es handelt sich auch hier um individuelle Parameter, die durch Schwere der Unterfunktion sowie auch durch Lebensgewohnheiten beeinflusst werden. Da es den Rahmen des Artikels sprengen würde diese Werte im Detail zu erklären, ist wichtig festzuhalten, dass diese Parameter einzeln nicht relevant sind, jedoch mithilfe deines Arztes bestimmt werden können und im Kontext einer Hypothyreose die Diagnose stützen können.

Psychische Auswirkungen einer Hypothyreose

Als wären die körperlichen Auswirkungen nicht schon vielfältig und einschneidend genug, bestätigt die Schilddrüse obendrein  wie eng Körper und Geist miteinander verbunden sind. Der verlangsamte Stoffwechsel mindert unsere Energie und wirkt sich damit auch auf unser mentales Wohlbefinden aus. Eine Schilddrüsenunterfunktion kann daher zu folgenden psychischen Symptomen führen:

  • Depressionen: Menschen mit einer ausgeprägten Unterfunktion fühlen sich oft antriebslos, traurig und ziehen sich aus sozialen Aktivitäten zurück. Laut Statistiken leiden etwa 40% der Menschen mit Hypothyreose an depressiven Verstimmungen.
  • Konzentrationsstörungen: Auch das Denkvermögen kann beeinträchtigt sein. Betroffene berichten dabei oft vom berühmten «Hirnnebel». Insgesamt klagen rund 30% der Betroffenen über Konzentrationsprobleme.
  • Müdigkeit: Häufig klagen Betroffene auch über eine bleierne Müdigkeit trotz ausreichend Schlaf. Zusammengefasst, betrifft die chronische Müdigkeit knapp 70% der von einer Schilddrüsenunterfunktion betroffenen Menschen.

Treffen immer Alle der oben genannten Symptome zu? Nein. Jede und jeder erlebt eine Unterfunktion der Schilddrüse auf ganz unterschiedliche Weise und es kann vorkommen, dass «nur» eines oder alle der genannten Symptome auftreten. Je nach Ausprägung der Unterfunktion und des Lebensstils sind eben auch die Symptome mehr oder weniger präsent. Solltest du jedoch aus dir unerklärlichen Gründen an einem oder mehrerer der genannten Symptome leiden, dann sprich die Schilddrüse beim nächsten Arztbesuch an.

Die Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)

Auswirkungen auf Gewicht und Körper

Eine Hyperthyreose, sprich die Schilddrüsenüberfunktion, beschleunigt den Stoffwechsel. Dies führt zu einem erhöhten Kalorienverbrauch und kann daher Gewichtsverlust nach sich ziehen. Etwa 50% der von einer Schilddrüsenüberfunktion betroffenen Menschen verlieren ungewollt Gewicht. Wie auch bei der Schilddrüsenunterfunktion ist die Ausprägung der Symptome und auch der eventuelle Gewichtsverlust stark von der Stärke der Überfunktion abhängig.

Wie wir oben erwähnt haben, ist der häufigste Grund für eine Schilddrüsenunterfunktion eine Autoimmunerkrankung namens Hashimoto. Diese führt langfristig zur Zerstörung des Schilddrüsengewebes und somit zur Unterfunktion. Bei der Schilddrüsenüberfunktion verhält es sich ähnlich, denn der häufigste Grund für eine Hyperthyreose ist ebenso eine Autoimmunerkrankung, die sich jedoch Morbus Basedow nennt. Bei Morbus Basedow binden die Autoantikörper an den TSH-Rezeptor der Schilddrüsenzellen und führen zu einer ständigen Überproduktion von Schilddrüsenhormonen, was schlussendlich die Überfunktion (Hyperthyreose) verursacht.

Wenn man den Unterschied zwischen einer Unter- und einer Überfunktion einer Schilddrüse stark vereinfacht beschreiben möchte gilt Folgendes: Stehen dem Körper zuwenig Schilddrüsenhormone zur Verfügung spricht man von man einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) und der Stoffwechsel verlangsamt sich. Zirkulieren im Körper zu viele Schilddrüsenhormone spricht man von einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) und unser Metabolismus (Stoffwechsel) ist erhöht. Diese Erhöhung führt dann, neben dem Gewichtsverlust, auch zu anderen körperlichen und psychischen Symptomen.

Körperliche Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion im Überblick

Infografik zu den Symptomen einer Schilddrüsenüberfunktion
  • Erhöhter Appetit: Menschen mit einer Schilddrüsenüberfunktion weisen des Öfteren einen erhöhten Appetit auf, verlieren jedoch trotz erhöhter Kalorienzufuhr an Gewicht. Das liegt am beschleunigten Stoffwechsel und somit dem allgemein erhöhten Energieverbrauch.
  • Erhöhte Herzfrequenz (Tachykardie): Eine häufige Folge der Schilddrüsenüberfunktion ist ein schnellerer Herzschlag, der zu Palpitationen, Nervosität und sogar zu Herzrhythmusstörungen führen kann.
  • Hitzewallungen und vermehrtes Schwitzen: Da der Stoffwechsel schneller arbeitet, haben einige Menschen mit Hyperthyreose mehr oder minder starke Hitzewallungen, was auch zu vermehrtem Schwitzen führen kann.
  • Muskelschwäche: Durch den beschleunigten Proteinabbau, dem erhöhten Energiebedarf und der Überstimmulation des Nervensystems kann es in grossen, stärker beanspruchten Muskelgruppen wie z.B. Oberschenkel und Oberarmen zu einer Muskelschwäche kommen, die die körperliche Leistungsfähigkeit beeinträchtigt.
  • Häufiger Stuhlgang oder Durchfall: Die beschleunigte Verdauung bei einer Schilddrüsenüberfunktion kann zu häufigem Stuhlgang oder zu Durchfall führen.
  • Zittern (Tremor): Ein feines Zittern der Hände oder anderer Körperteile ist ein häufiges Symptom, das durch die Erhöhung der Stoffwechselaktivität und die Auswirkungen auf das Nervensystem verursacht wird.
  • Augenprobleme: Bei der Basedow-Krankheit, können auch Augenprobleme wie Augenschmerzen, Trockenheit, Rötung und in stark ausgeprägten Fällen das Hervortreten der Augen (Exophthalmus) auftreten.
  • Erhöhtes Risiko für Osteoporose: Wenn eine Schilddrüsenüberfunktion länger besteht, kann es zu einem Abbau der Knochendichte führen, was das Risiko für Osteoporose und Knochenbrüche erhöht.
  • Unregelmässiger Menstruationszyklus: Frauen mit Schilddrüsenüberfunktion sind öfter von unregelmässigen oder ausbleibenden Menstruationszyklus betroffen.
  • Erhöhte Blutdruckwerte: Durch die verstärkte Stoffwechselaktivität steigt auch der Blutdruck, was langfristig das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen kann.
  • Haarausfall: Die beschleunigte Zellteilung und der erhöhte Stoffwechsel stören auch das Haarwachstum und eine Schilddrüsenüberfunktion kann daher zu Haarausfall führen.
  • Vergrösserung der Schilddrüse (Kropf, Struma): Bei einer Schilddrüsenüberfunktion kann es zu einer Schwellung der  Schilddrüse kommen (Kropf oder auch Struma), welche mit blossem Auge erkennbar ist.
  • Veränderte Blutwerte bei einer Hyperthyreose: Wie bei der Unterfunktion, hat auch die Überfunktion einen Einfluss auf verschiedene Laborparameter/Blutwerte die weit über erhöhte Schilddrüsenhormonwerte (fT3, fT4) hinausgehen. Zum Beispiel können gewisse Leberwerte erhöht sein, ebenso wie Serum Calcium, Parathormon, Erythrozyten und Knochenmarker wie z.B. Osteocalcin. Der Blutzucker kann durch den gesteigerten Stoffwechsel ebenso leicht erhöht sein, genauso wie Plasmaproteine z.B. SHBG (Sexualhormon-bindendes Globulin). Im Gegensatz dazu kann Kreatinkinase (CK) wegen erhöhter Muskelaktivität erniedrigt sein, genauso wie auch Gesamtcholesterin und LDL-Cholesterin, oder die Leukozyten.
     

    Einzeln betrachtet sind die oben genannte Blutwerte nicht wirklich aussagekräftig, aber wenn man diese im Zusammenhang mit einer eventuellen Schilddrüsenüberfunktion betrachtet können sie durchaus aufschlussreich sein und die Diagnose deines Arztes stützen. Die solide Basis der Schilddrüsendiagnostik stellen jedoch die Symptome der Patienten, gepaart mit den Blutwerten von TSH, fT3 und fT4 dar. Und bei Verdacht auf eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse sind auch die verschiedenen Autoantikörper wie TRAK (TSHR-AK), TPO-AK  und Tg-AK relevant. Wenn du mehr über Morbus-Basedow und Hashimoto, die jeweiligen Symptome, die Diagnostik sowie ganzheitliche und schulmedizinische Behandlungen erfahren möchtest, dann wirf einen Blick auf die weiterführenden Artikel am Ende dieser Seite.

Psychische Auswirkungen

Als wäre die Liste der physischen Symptome nicht lang und unangenehm genug, beeinflusst auch eine überaktive Schilddrüse unsere Psyche.

  • Nervosität, Angst und Reizbarkeit: Die Überproduktion von Schilddrüsenhormonen stimuliert das Nervensystem, was Nervosität, Ängste, Reizbarkeit und Stimmungsschwankungen nach sich ziehen kann. Bis zu 60% der Betroffenen leiden unter Angstzuständen.
  • Reizbarkeit: Es kann zu einer erhöhten Reizbarkeit und Stimmungsschwankungen kommen. Ungefähr 45% der Betroffenen leiden darunter.
  • Schlaflosigkeit: Durch die übermässige Stimulierung des Nervensystems und Beschleunigung des Stoffwechsel ist es für Menschen mit einer Schilddrüsenüberfunktion oftmals schwer ein- bzw. durchzuschlafen und dass trotz vorhandener Müdigkeit. Rund 50% der Betroffenen beschweren sich demnach über Schlafprobleme.

Wie bei einer Schilddrüsenunterfunktion können auch bei der Überfunktion die Symptome individuell variieren. Nicht alle Menschen mit Hyperthyreose zeigen all die genannten Symptome, und die Schwere der Beschwerden kann ebenfalls unterschiedlich sein. Eine Diagnose wird in der Regel durch Bluttests (Messung der Schilddrüsenwerte wie TSH, fT3 und fT4) gestellt. Eine rechtzeitige Behandlung, die im Idealfall ganzheitliche Methoden und Schulmedizinisches (Medikamente,…) oder in einigen Fällen auch eine Operation umfassen kann, ist wichtig, um die Schilddrüsenüberfunktion unter Kontrolle zu bringen.

Die Symptome im Überblick

Abschliessend möchten wir dir nochmals einen kurzen Überblick geben, über die häufigsten körperlichen und psychischen Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion bzw. Schilddrüsenüberfunktion. Wir hoffen, unser Beitrag war aufschlussreich und hilft dir das kleine Wunderorgan der Schilddrüse etwas besser zu verstehen.

Psychische Symptome einer Schilddrüsenstörung

Symptom bei Unterfunktion bei Überfunktion
Depressionen Häufig Selten
Angstzustände Selten Häufig
Nervosität Selten Häufig
Konzentrationsstörungen Häufig Selten
Reizbarkeit Selten Häufig
Schlafstörungen Selten Häufig

 

Körperliche Auswirkungen einer Schilddrüsenstörung

Symptom bei Unterfunktion bei Überfunktion
Gewichtszunahme Häufig Selten
Gewichtsverlust Selten Häufig
Haarausfall Häufig Häufig
Erhöhter Blutdruck Selten Häufig
Langsamer Puls Häufig Selten
Hitzeempfindlichkeit Selten Häufig
Kälteempfindlichkeit Häufig Selten
Verstopfung Häufig Selten
Durchfall Selten Häufig
Unregelmässige Periode Häufig Häufig

Eine genaue Diagnose und Behandlung sind entscheidend, um die Lebensqualität der von Schilddrüsenfunktionsstörungen betroffenen Menschen zu verbessern. Solltest du Symptome einer Schilddrüsenstörung bei dir bemerken, hole dir ärztlichen Rat ein. Es gibt viele verschiedene Behandlungsmethoden und da Erkrankungen der Schilddrüse viele Menschen betreffen, gibt es wirksame Methoden und Mittel um Symptome zu mildern und ggf. sogar gänzlich zu beseitigen. Selbst wenn eine Schilddrüse komplett ausfallen sollte, sind wir mittlerweile in der Lage die von ihr produzierten Hormone zu ersetzen.

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